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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Vorübungen zum Fahren - Der Reifen

Loisl hatte sich einigermaßen an das Fahrgeschirr gewöhnt. Ich konnte ihm problemlos das Selett samt Schweifriemen anlegen und das Brustblatt über den Kopf ziehen. Da er relativ oft mit dem Kopf zum Boden geht, rutscht mir der Halsriemen vom Brustblatt über den Mähnenkamm herunter, daher habe ich die Strangschnallen mit zwei kurzen Klettbändern am Selett befestigt und den Halsriemen mittels einer Schnur mit dem Aufsatzhaken verbunden. Das Brustblatt kann so nicht mehr runterfallen! Ich habe ihm heute erst mal keine Trense eingelegt; er kann sie noch nicht sehr gut leiden, trotz Honig. Ich habe also zum Führen nur das Stallhalfter verwendet, da ist er wesentlich ruhiger und konzentriert sich mehr auf mich. Auf dem Platz habe ich ihm den Autoreifen mit dem daran befestigten Seil gezeigt. Er hat zwar mal hingeschnuppert, aber im Großen und Ganzen war das Teil uninteressant. Na gut, dachte ich, dann zieh ich den Reifen mal mit der anderen Hand mit. Kaum setzte sich der Reifen auf dem Sandplatz geräuschvoll in Bewegung, riss Loisl ängstlich den Kopf herum und starrte den Reifen mit aufgerissenen Augen an. Nichts ging mehr.

Der Reifen

Nichts ging mehr!

Ich sprach beruhigend auf ihn ein und ließ das Seil erst mal fallen. Dann stieß ich mit dem Fuß gegen den Reifen und zeigte ihm, dass der nicht gefährlich war. Loisl beschnupperte den Reifen nochmals und stieß jetzt auch mit dem Fuß dagegen. “Tja, scheinbar tatsächlich nicht gefährlich”, schien er damit zu sagen. Er stieg mit einem Huf seitlich auf den Reifen, der sich dadurch aufstellte, aber ihm schien klar zu sein, dass diese Bewegung durch ihn selbst hervorgerufen wurde; zumindest erschrak er dabei nicht. Er ließ den Reifen wieder in Ruhe. Wir blieben stehen und meine Frau zog den Reifen hinter sich her. Jetzt hatte er plötzlich großes Interesse. Ich lief mit ihm hinterher und es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen, um den Reifen einzuholen und ihn während des Ziehens zu beschnuppern. Man konnte erkennen, dass er den Reifen als Spielzeug akzeptiert hatte. Wir zogen den Reifen noch eine Weile vor und neben ihm her. Dann nahm ich den Reifen wieder selbst und tat so, als ob das Ziehen unglaublich schwer sei. Ganz langsam versuchte ich, den Reifen im Gehen immer näher an ihn heranzubringen. Ich keuchte bewusst ganz laut und blieb hin und wieder mit Reifen und Loisl stehen, der mich mit großen Augen ansah - so als ob er genau verstehen würde. Dann legte ich das Seil des Reifens in die gleiche Hand, in der ich seinen Führstrick hatte, und lief weiter. Obwohl das Seil ihn seitlich am Bauch berührte, ging er brav mit. Mit dem Kommando “HAALT” blieben wir wieder mal stehen. Ich gab meiner Frau den Führstrick und legte das Seil über den linken Haken des Seletts, so dass ich durch einfaches Loslassen des Seils den Reifen sofort wieder von ihm trennen konnte. - Sicher ist sicher! - Dann gingen wir drei mit dem Kommando “Komm, komm, Schiiiritt” los. Und …, tatsächlich! Er zog den Reifen, ohne mit der Wimper zu zucken! Unglaublich, vor wenigen Minuten hatte er vor dem schwarzen Monster noch Angst und jetzt zog er den Reifen über den Sandplatz, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte. Ich bin wieder mal begeistert! Wenn das so weitergeht ... !
Auch mit Julia zusammen konnte ich diese Übung gut machen. Ich führte Loisl und Julia sicherte den Reifen am Selett. Durch die starke Reibung des Seils am Selett konnte Julia den Reifen mit wenig Kraftaufwand halten und im Notfall sofort loslassen.

Julia sichert den Reifen

Julia sichert den Reifen

Zieh mich!

So, der Anfang war geschafft, aber den Reifen jetzt einfach fest hinten anzubinden war noch viel zu gefährlich. Anja gab mir wieder einen Tipp: "Lass Dich doch selbst ziehen!" Klar, auf die Weise kann man im Notfall schnell die Zugstränge loslassen und das Zuggewicht individuell regeln. Also gleich ausprobieren: Meine Frau führte Loisl im Zick-Zack über den Platz und ich hing hinten an den Zugsträngen dran. Das sah bestimmt lustig aus. Loisl spürte mein Gewicht gar nicht, egal wie sehr ich mich auch dagegenstemmte. Ich musste ihn auch nicht antreiben, es schien ihm richtig Spaß zu machen. "Endlich was Richtiges zum Ziehen!" Ich hatte die Zugstränge auf maximale Länge eingestellt, war aber immer noch im Ausschlagbereich der Hinterhufe. Ich vertraute Loisl, er war keiner der ausschlägt, aber man kann ja nie wissen, es ist halt doch ein Fluchttier. Gut, beim nächsten Mal werde ich Verlängerungen an die Zugstränge machen - ein Seil, oder zwei Führstricke mit Karabinerhaken. Am Abend taten mir die Arme und die Schultern weh. Es ist einfach unglaublich was für eine Kraft in so einem Kaltblut steckt!

Schwerlastzug mit Traktorreifen

Ich verlängerte die Zugstränge für die nächste Übung und wieder zog mich Loisl ohne Probleme über den Platz, egal wie ich mich auch dagegenstemmte. Ich hatte nun keine Bedenken mehr und beschloss ihn den großen Traktorreifen ziehen zu lassen. Für mich war es schon schwierig den Traktorreifen nur in eine andere Richtung zu drehen, an ein Ziehen war gar nicht zu denken! Das musste Loisl nun selber machen, ohne dass ich ihm das vormachen konnte. Für den Notfall wollte ich beim ersten mal eine "Schnelltrennung" vorsehen. Ich hing zwischen die am Reifen befestigten Karabinerhaken und die Strangstutzen ein Nylonseil, das ich wie einen Anbindeknoten dazwischenband und mit den Enden in der Hand hielt. Ich dachte, dass ich durch einen Zug an diesen Enden den Reifen schnell von Loisl trennen könne. - Falsch gedacht! Der Reifen war im Endeffekt so schwer, dass der Anbindeknoten nie und nimmer aufgegangen wäre. - Aber lange Rede, kurzer Sinn: Loisl zog den Traktorreifen voller Freude über den Platz. Ja, man konnte wirklich sehen, dass ihm das Spaß machte.

Der Traktorreifen

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Der Traktorreifen - echt schwer!

Beim nächsten mal ließ ich das Seil mit den Anbindeknoten weg und hakte die Karabinerhaken direkt in die Strangstutzen! Somit war Loisl erstmalig "fest" angespannt; also untrennbar. Würde er nun aus irgend einem Grunde austicken, wäre das ein echtes Problem. Aber, wie nicht anders gewöhnt von Loisl, gab es für ihn kein Problem. Beim Ziehen malte er mit dem Reifen bzw. dessen Profil wunderschöne Muster in den Sandplatz. Und es machte ihm immer wieder Spaß - wie konnte ich das ausbauen oder steigern?

Der erste Passagier

Es sah so aus, als ob der Traktorreifen für Loisl immer noch viel zu leicht wäre. Ich beschloss das Risiko einzugehen und Julia auf den Reifen zu setzen. Sie hatte keine Angst, selbst wenn sie vom Reifen fallen sollte, - hoch war das ja nicht. Eine dreiviertelte Runde zog Loisl nun Julia, als "erste echte Passagierin" - um den Reitplatz. Dann musste sie wieder absteigen. Man konnte schon an der Tiefe der Schleifspuren im Sand sehen, dass das ein enormes Gewicht war. Wir zogen den Traktorreifen noch zurück in´s Eck und beendeten die Übung. Mein "Kleiner" ist ein echter Kraftprotz! Ich war auf Loisl und auf Julia stolz.

Erster Passagier

Der erste Passagier



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