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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Zweitkontakt

Der Klingerhof stellte zwei schöne Ferienwohnungen in einem wunderschönen Holzblockhaus zur Verfügung. Der Aufenthalt beinhaltete die erste Schnupperreitstunde, die wir für Julia natürlich sofort wahrnahmen. Der Weg zum Reitplatz führte durch die Offenstall-Fläche der damals insgesamt 14 Pferde, die uns interessiert beschnupperten. Meiner Frau war das so unheimlich, dass sie mich bat Julia dort lieber auf den Arm zu nehmen. Ich muss zugeben, dass auch ich gehörigen Respekt vor den riesigen Kaltblütern hatte und mich lieber in Richtung der überschaubar großen Haflinger orientierte. Lange dauerte diese Ängstlichkeit nicht. Man könnte es gut mit dem Skifahren vergleichen: Wer es einmal gelernt hat den sanften Riesen zu vertrauen, der kann es immer wieder – auch nach langer Pause.

Ferienwohnung im BlockhausSchnupperreiten
Ferienwohnung im Blockhaus und Schnupperreiten mit "Gela"


Versuch´s doch auch mal!

Ramazzotti
Ramazzotti
Es war schön zu sehen, wie Julia das erste Schnupperreiten gefallen hatte. Das breite Grinsen verschwand den ganzen Tag nicht mehr aus ihrem Gesicht. Natürlich war die Antwort auf die Frage "Willst Du morgen wieder?" ein absolut eindeutiges "Ja!". Und die Aufforderung von Anja, der Chefin des Klingerhofs, es doch auch mal zu versuchen, führte dazu, dass auch ich, mit Helm und Schutzweste ausgerüstet, auf der bravsten Haflingerstute "Gitti" über den Reitplatz trabte. Und ..., na wie beim Skifahren eben: Hat sofort wieder funktioniert!
Auf diesen einen Urlaub auf dem Klingerhof folgten noch viele weitere. Wir hatten diesen Hof und seine menschlichen und tierischen Bewohner in´s Herz geschlossen, und die uns auch. Eine der Haflingerstuten, "Olympia", Spitzname "Pia", bekam ungeplanten Nachwuchs. Ein sehr lebendiges Hengstfohlen, wegen seiner Farbe "Ramazzotti" genannt. Der Vater war ein Warmblut, das bedeutet, man könnte Ramazotti als "warmen Haflinger" bezeichnen ;-) . Auf jeden Fall war Ramazzotti sehr lebhaft und nervte die ganze Herde mit seinem ausgeprägten Spieltrieb. Es war zu befürchten, dass diese immer intensiver werdenden Hengstspiele zu Problemen führen könnten. Die Lösung war: Ramazzotti brauchte einen Spielgesellen! So kam es, dass Anja den schon genannten "verhängnisvollen Satz" aussprach (siehe Erstkontakt): "Hey Ralf, wie wäre es, wenn Du ein Fohlen kaufst … ?"


Soll ich ein Fohlen kaufen?

Der Gedanke, mir den Kindheitswunsch vom eigenen Pferd zu erfüllen ließ mich nicht mehr los. Selbst wäre ich nie auf diese Idee gekommen, obwohl es doch finanziell möglich wäre - oder? Was kostet ein Pferd eigentlich? Und der Tierarzt, der Hufschmied, Futter, Ausrüstung? In der ersten Euphorie beginnt sich ein so rational denkender Mensch wie ich schnell wieder selbst einzubremsen: Bin ich persönlich eigentlich geeignet ein eigenes Pferd zu erziehen und auszubilden? Was mache ich mit dem Pferd im Urlaub, bei Krankheit, oder dann, wenn es nicht mehr auf dem Klingerhof stehen kann? Habe ich genug Zeit dafür? Ist Reiten nicht sehr gefährlich? Kann ich das Risiko als Ernährer einer Familie eingehen? Was ist wenn das Pferd krank wird? Ist das hier die beste Haltungsform?

Fragen über Fragen, die tatsächlich abgewägt werden müssen. Zu den Kosten habe ich im Internet recherchiert - dazu gibt es eine eigene Aufstellung. Die persönliche Eignung hat man mir, als mit beiden Beinen im Leben stehender, studierter und gesetzter Mensch auch zugesprochen, auch wenn es zu dem Thema für mich noch viel zu lernen gibt. Aber meine Devise war schon immer: "Es gibt nichts, was man nicht lernen könnte." Einen Reitpass oder ein Reitabzeichen habe ich nie erworben, sitze aber sicher im Sattel und fühle mich wohl auf dem Pferd. In Bayern wäre ein Reitpass, auch zum Ausreiten in die Natur, keine Pflicht. Problematisch könnte es aber werden, der Versicherung in einem Schadensfall das reiterische Können zu beweisen. Nach fast 30 jähriger Reiterfahrung, wenn auch mit Unterbrechungen, habe ich aber für mich keinen Handlungsbedarf gesehen. Ganz anders sieht das aber mit dem Kutsche fahren aus, da war ich noch völlig unbedarft (darum habe ich später auch das Deutsche Fahrabzeichen Klasse IV gemacht). Auch die Unterbringung und die Haltungsform auf dem Klingerhof sprach mir zu. Die Offenstall-Haltung in einer Herde ist definitiv die natürlichste Haltungsform für Pferde und hat den großen Vorteil, dass das Pferd auch mal ein paar Tage ohne mich auskommen kann. Damit wäre eigentlich auch das Zeitproblem aus dem Wege geräumt. Erziehung und Ausbildung finden eben dann statt, wenn ich Zeit habe - praktisch. Aber was ist mit den Risiken? Na ja, wenn ich bedenke, dass ich auch Motorrad fahre und Ski fahre, ist Reiten und Kutsche fahren ein eher kleines Risiko. Und bei einer größeren Erkrankung des Pferds? Die Tiermedizin ist schon sehr weit fortgeschritten und teuren Operationen könnte man mit einer Versicherung, z.B. einer Pferde-Krankenversicherung, vorbeugen. Im extremsten Fall gibt es das Tierschutzgesetz, das vorschreibt, dass einem Tier keine Schmerzen, außer den unumgänglichen, zugefügt werden dürfen (z.B. bei einer ärztl. Untersuchung). Das bedeutet auch, dass man das Tier im Extremfall erlösen darf bzw. muss. Und das ist gut so. Schade dass sich Deutschland nicht dazu entschließen kann auch ein "Menschenschutzgesetz" herauszubringen, wie es das z.B. in der Schweiz gibt. Wahrscheinlich stehen dem die finanziellen Interessen der Pharmaindustrie entgegen. Aber das ist ein ganz anderes Thema...

Meine Entscheidung ist gefallen: Ich kaufe ein Hengstfohlen! D.h. ich ersteigere eines auf einer Auktion.



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