ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd
Das richtige Zugfahrzeug
Mit meinem Kleinwagen bin ich definitiv nicht in der Lage einen Pferdehänger zu ziehen. Auch der Opel Astra meiner Frau verkraftet nur 1.200 kg gebremste Zuglast. Die Frage ist nun, welche Anhängelast benötige ich überhaupt? Wenn ich mal überschlage: Zwei Kaltblüter mit je knapp einer Tonne und der Hänger selbst, da fallen Sättel, Geschirre oder Zaumzeug gar nicht mehr in´s Gewicht. Die meisten Pferdehänger sind bis 2.000 kg zugelassen und wiegen dabei schon selbst 500 bis 800 kg! Da darf man also zwei Kaltblüter gar nicht einladen! Anjas Pferdehänger ist wohlbedacht für Kaltblüter ausgesucht und ist für 2.500 kg zugelassen. Das wäre also das absolute Minimum der Anhängelast, die mein Zugfahrzeug schaffen muß. Natürlich gibt es eine menge Autos, die mehr als 2,5 Tonnen ziehen dürfen, aber das sind alles Geländewagen, oder sogenannte SUVs. Auch ein paar Kombis mit Allradantrieb dürfen das, die Frage ist nur ob sie das auch können? Ich hatte am Astra Kombi einen Pferdehänger, der nur mit einer Kutsche beladen war. Das Fahrverhalten des Autos verändert sich dabei signifikant! Der Hänger machte dem windigen Auto wirklich schwer zu schaffen! Und als ich den Hänger auf ebener Fläche aus einer Wiese ziehen sollte, war Schluß. Freundliche Helfer mussten mich rausschieben. Das soll mit meinem neuen Zugfahrzeug nicht mehr passieren.
In Frage kommen z.B. die großen SUVs von Audi (Q5, Q7), Mercedes (ML, GL), VW (Touareg) und BMW (X5), oder die ausländischen SUVs von Jeep, Toyota, Nissan, Hyundai, Mitsubishi und viele andere. Eine Alternative wäre ein Pick-Up wie z.B. der VW Amarok, der Isuzu D-MAX, der Nissan Navara oder der Ford Ranger. Mit einer "Singlecab" (nur eine Sitzreihe) hat man halt nur 2 Sitzplätze und mit einer "Doublecab" (viertürig mit 2 Sitzreihen) bleibt nur wenig Ladefläche übrig. Die hinteren Sitzplätze einer sogenannten "Spacecab" (also eine erweiterte Singlecab mit Notsitzen) möchte man niemandem zumuten; schon gar nicht auf längeren Strecken. Viele Hersteller haben kleine Möchtegern-SUVs im Angebot wie z.B. den VW Tiguan, Dacia Duster oder Mercedes GLK, usw. die aber im Endeffekt nicht als Zugfahrzeuge taugen, da sie eine zu niedrige Anhängelast haben.
Ich werde mich wohl für einen schweren SUV entscheiden müssen. "Neu" kann ich mir ein solches Fahrzeug nicht leisten. Aber wie viel muß man für einen Gebrauchten ausgeben? Welchen Motor soll er haben? Was kostet der Unterhalt? Wie hoch ist der Verbrauch? Fragen über Fragen! ich begebe mich auf Suche in´s Internet...
EBAY, Mobile und AutoScout24
Jeep Grand Cherokee Overland
Die ersten Anlaufadressen sind natürlich die bekannten Großen wie ebay.de, mobile.de und autoscout24.de. Mir war bekannt, dass Dieselmotoren ein hohes Drehmoment produzieren, das gerade für das Ziehen von hohen Anhängelasten wichtig ist. Ich schaute erst mal in Richtung Mercedes ML und Nissan Pathfinder, musste aber feststellen, dass Fahrzeuge mit annehmbarem Baujahr und einer km-Leistung von unter 80.000 km, was eine selbst gesteckte Marke war, doch recht teuer waren. Ein Fahrzeug, das mir aufgrund seines etwas martialischen Aussehens gut gefällt, ist der Jeep Grand Cherokee. Mir fiel auf, dass er vergleichsweise günstig zu bekommen war. In entsprechenden Jeep-Foren erkannte ich bald, dass die Amerikaner Probleme mit Dieselmotoren haben. Nur der 2.7 CDR war hier eine Ausnahme, da es sich um einen Mercedes-Motor handelt, der in Zeiten der Daimler/Chrysler-Cooperation in den Grand Cherokee eingeflossen war. Der gleiche Motor wurde in vielen Mercedes-Modellen verwendet u.a. im ML-270, nach dem ich ja auch schon gesucht hatte. Im Jeep gibt es diesen Motor bis Baujahr 2004 bzw. noch Anfang 2005. Diese Preisklasse unter 15.000 € hatte ich auch angestrebt; mehr ging nicht. Es musste nur noch ein Grand Cherokee Baujahr 2004/5 mit möglichst wenig Kilometern gefunden werden. Es gibt ihn in verschiedenen Ausstattungslinien mit verschiedenen Allradkonzepten. In steigender Reihenfolge sind das "Laredo", "Limited" und "Overland", sowie einige Sondermodelle wie z.B. den "Final Edition". Ich suchte im Umkreis von 200 km, und die Auswahl war mies. Nach einigen Monaten, ich hatte ja noch keinen Zeitdruck, weitete ich die Suche auf Deutschland aus und fand meinen Traumwagen bei einem Händler in der Nähe von Mönchengladbach. Ein schwarzer Grand Cherokee Overland mit gerade mal 58.000 km. Inklusive Gebrauchtwagengarantie und Lieferung frei Haus sollte er 13.990 € kosten. Er sah gepflegt aus, war ordentlich aufpoliert und hatte neuen TÜV und AU... Was soll ich sagen, am Montag wird er angeliefert. Ich freue mich schon! Natürlich ist der Unterhalt um einiges teurer als mein Kleinwagen war. Die reine Haftpflichtversicherung kostet bei der HUK24 rund 336,- € bei 24% (!) und bei der Steuer langt unser lieber Staat gerade beim Diesel ja auch kräftig hin. Ich hoffe es kommen keine Reparaturen.
Anhängerkupplung
abnehmbare Anhängerkupplung
Ich habe mich für diesen Grand Cherokee entschieden, weil er die höchste Ausstattungslinie hat, wenig Laufleistung und "keine" Anhängerkupplung. D.h. der Wagen musste noch keine großen Lasten ziehen, was ja Fahrwerk, Getriebe und Motor stark belastet und abnutzt. Allerdings heißt das, dass ich jetzt selbst eine AHK anbauen muß. Ich habe das schon bei einem Suzuki Vitara, einem Opel Corsa und bei einem Hyundai i20 geschafft, also muss das auch beim Cherokee gehn. Auf Ebay gibt es sowohl starre als auch abnehmbare AHKs. Ich entscheide mich für eine abnehmbare AHK, da die starre beim Beladen des Wagens immer im Weg ist. Außerdem verliert der Cherokee an Geländegängigkeit wenn er hinten eine starre AHK hat, - natürlich ist das nur Gerede von mir, wann soll ich denn in so einem extremen Gelände fahren? Erstaunlicherweise fand ich für nur 168,- € eine passende AHK mit 7-poligem Elektro-Satz. (Es gibt 7-polige und 13-polige Elektrosätze, abhängig vom Stecker des Anhängers.) Die AHK hat eine E-Nummer und ist somit eintragungsfrei, d.h. man muß damit nicht extra zum TÜV. Aber vorsicht, funktionieren muß sie trotzdem, bei der nächsten TÜV-Untersuchung des Wagens wird die AHK geprüft! Ich sehe das etwas kritisch: Kann doch jeder unerfahrene Hobbyschrauber ohne Kontrolle der Einbauqualität bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast durch die Gegend ziehen! Aber das ist wieder eine andere Geschichte ...
Meine "Loislzugmaschine" ist da!
Jeep Grand Cherokee Overland
Am Montag ist mein Grand Cherokee angeliefert worden; ich hatte mit dem Autohaus eine Lieferung frei Haus verhandelt. Ich muß vorausschicken, dass ich ein Auto dieser Klasse noch nie hatte. Bei meinem Kleinwagen musste ich mich mit dem rechten Bein voran auf den Fahrersitz "einfädeln", Kopf runter, Arme anlegen und dann auf den Sitz plumpsen lassen. Beim Jeep dagegen muß ich mich anstrengen überhaupt auf den Sitz, oder besser gesagt den Sessel, hinaufzukommen. Die Übersicht ist einfach toll wenn man so hoch sitzt. Klimaautomatik, Soundsystem, Tempomat, Navi und natürlich jede Menge Platz machen das Fahren zur wahren Freude. TÜV und AU sind neu, also anmelden und los! Gleich am nächsten Tag sind wir zu viert nach Piding gefahren. Trotz des kleinen 2,7 Liter Dieselmotors mit 163 PS musste ich mich immer wieder bremsen. Der Grand Cherokee läuft traumhaft ruhig und immer wieder habe ich mich dabei erwischt schneller als 160 zu fahren. Einmal war ich sogar über 180, musste aber dann abbremsen weil der Verkehr doch relativ dicht war. Es wäre aber noch was gegangen! Der Durchschnittsverbrauch mit dieser nicht sehr sparsamen Fahrweise und relativ voll beladenem Wagen lag laut Bordcomputer bei 10,6 Liter/100km. Das müsste ich zukünftig weit unter die 10 Liter-Marke bekommen! Auf jeden Fall ist der Grand Cherokee ein Auto, das ich (bisher zumindest) absolut empfehlen kann. Jetzt muß nur noch die Anhängerkupplung dran, dann mache ich mal eine Probefahrt mit Pferdehänger! Ich werde berichten...
Zwei Kalte im Hänger
Fast 2,5 Tonnen!
Es ist November, neblig und saukalt. Trotzdem bin ich nach Piding um Loisl zu besuchen und die neue Anhängerkupplung auszuprobieren. Zusammen mit meiner Frau habe ich für Anbau und elektrische Verkabelung rund 5 Stunden gebraucht. Beim Grand Cherokee werden für den mechanischen Einbau bereits vorhandene Schrauben des Leiterrahmens verwendet. Erstaunlicherweise habe ich die relativ problemlos mit einer Ratsche aufmachen können. Nur eine Schraube hat mich ein bisschen geärgert, bis ich auf die Idee kam, dass ja auch an meinem Radmutternschlüssel eine 19er Nuss dran ist. Der Radmutternschlüssel ist ausziehbar und man hat damit einen enormen Hebel. Entweder die Schraube geht damit auf, oder sie reißt ab; - meine ging dann doch auf ;-). Etwas problematisch war, dass ich die Kabelfarben vom Grand Cherokee nicht hatte. Dort sind die Rücklichter mit Steckern angeschlossen, deren Kabelbelegung ich dann herausmessen musste. Kabel draufklemmen nach Plan, Masse mit Schraube auf´s Gehäuse und den Plus von der Steckdose im Kofferraum (die ist schon abgesichert) - fertig! Hat auf Anhieb funktioniert. Die AHK hat bei Ebay 168,- € gekostet, die fertig eingebaute AHK hätte im Autohaus 700,- € gekostet - also ganz nett was gespart. Man darf halt die Arbeitszeit nicht rechnen! Falls das jemand nachmachen will, dann bitte einen erfahrenen Schrauber dazunehmen; irgendein Spezi ist doch bestimmt Automechaniker!
Zum Verbrauch noch ein Erfahrungswert. Mit Tempomat auf 120 km/h eingestellt und gelegentlichem Gas zum Überholen, habe ich laut Bordcomputer 8,6 Liter/100km verbraucht. Mal schaun ob noch weniger geht...
Das Fahren mit Anhänger ist auch ein Traum! Ich hatte zwei Kaltblüter im Pferdehänger und der Grand Cherokee zieht das einfach butterweich. Die Automatik ist klasse, die Leistung des 2,7 Liter CRD reicht (bei Pferden darf man sowieso nicht stark beschleunigen) und die Einwirkung auf das Auto hält sich in Grenzen und ist noch sehr gut fahrbar; - immerhin waren das fast 2,5 Tonnen! Ich kann den Grand Cherokee als Zugfahrzeug nur empfehlen!!
Fast 2,5 Tonnen am Haken
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Literaturliste
Keine komplette Liste, sondern eine Liste der Bücher, die ich gelesen habe.
Was kostet ein Pferd?
Oft vergessen wir, dass es mit den reinen Anschaffungskosten nicht getan ist!
Diagnose Sommerekzem!?
Hat Loisl ein Sommerekzem? Wie schlimm ist das? Was kann man dagegen tun?
Das richtige Zugfahrzeug
Das Pferd mitnehmen heißt einen Pferdehänger ziehen. Aber womit?
Die Ausrüstung
Mein Erfahrungsbericht zu Helm, Schutzweste, Fahrgeschirr, Sattel, Steigbügel, usw.
Gesundheitliche Auswirkungen
Seit ich sportlich reite bin ich, trotz Bandscheibenvorfall, schmerzfrei!
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