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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Kaltblut ohne Eisen: Teurer Hufschmied

Da wir mit Loisl Kutsche fahren wollten war es von Anfang an klar, dass der Bursche Hufeisen bekommen sollte. Schon damals auf dem alten Hof in Piding hatte ich mich über jeden Hufschmiedtermin geärgert, da ein Rundumbeschlag jedes mal fast 100,00 € gekostet hatte. Als wir dann in Loisls neuem Stall, auf dem Magdalenenhof-Faber in Dachau, sogar 130,00 € für einen Beschlag (Eisen abnehmen, Hufe kürzen, alte Eisen wieder drauf) bezahlen sollten, war für mich klar, dass wir es unbedingt mal ohne Eisen probieren sollten. Schon früher hatten wir im Winter auf die Eisen verzichtet. Da Loisl ja nur auf weichem Boden bewegt wurde, musste es doch möglich sein, die Eisen auch im Sommer wegzulassen? Der Sandplatz war weich, die beiden Reithallen waren weich und unser Gelände bestand zu 99% aus weichem Gras. Warum also Hufeisen? Tatsächlich hat dann dieses Experiment ganz gut funktioniert. Loisl war zwar nach jeder Maniküre etwas fühlig unterwegs, das gab sich aber immer nach ein paar Tagen. Jeder Hufschmied hatte aber betont, dass Loisl "nicht all zu viel drauf hat". Damit meinten sie wohl, dass die Hufsohle recht dünn war und auch der harte Teil des Hufes (die Hufwand) recht knapp bemessen war. Aber es reichte gerade so aus und wir waren fast 4 Jahre barfuß, also ohne Eisen, relativ problemlos unterwegs.

ohne Eisen

Ohne Eisen vor der Kutsche


Kaltblut ohne Eisen: Vorsichtiges Angrasen

Frühjahr 2018: Endlich wieder Sonne, super angenehme Temperaturen und grünes, frisches Gras. Ich war vorsichtig, da ich ja wusste, dass der Wechsel vom trockenen, rohfaserreichen aber eiweißarmen Heu und Stroh des Winters auf das rohfaserarme, sehr eiweißreiche Frühjahrsgras mit seinem hohen Wassergehalt die Verdauung des Pferdes arg durcheinanderbringen kann. Das kann zu Vergiftungserscheinungen von der Kolik bis hin zur Hufrehe führen. Bis dieses Futter wieder problemlos verdaut werden kann, dauert es eine Weile, da das Pferd dafür erst spezielle Darmbakterien aufbauen muss. Daher ist unbedingt ein langsames und kontrolliertes Angrasen von Nöten. Beim ersten mal ließ ich Loisl nur ein paar Grasbüschel fressen. Er tat mir richtig leid, so gerne hätte er mehr gewollt. Im Laufe der folgenden Tage ließ ich ihn mehr und mehr fressen, bis er mit den anderen Pferden am frühen Morgen für 1,5 Stunden pro Tag auf die Koppel durfte. Auch das war noch nicht viel und Loisl war es natürlich viel zu wenig :-). Außerdem war der Hufschmied mal wieder da und hat Loisl ordentlich ausgeschnitten und "sommertauglich" gemacht. Wir spannten gleich am selben Tag noch die Kutsche an und genossen den wunderschönen Tag in vollen Zügen...

Frühjahrsgras

Am Morgen auf der Koppel


Kaltblut ohne Eisen: Kolik oder Hufrehe?

Das böse Erwachen kam in den Tagen darauf. Loisl lief immer schlechter. Erst nur auf dem kurzen Kiesweg vom Stall zum Reitplatz. Immer wieder brach er ein und ließ sich für jeden Schritt bitten. Auf dem weicheren Boden des Reitplatzes ging es dann wieder. Als wir aber am Abend dann weg waren, beobachtete unsere Nachbar-Einstellerin wie sich Loisl hinlegte, obwohl es gerade frisches Heu gab! - Absolut untypisch für unser verfressenes Pferd! - Und da die Box gerade komplett sauber war, war für sie klar, dass Loisl eine Kolik haben musste. Sie informierte mich über WhatsApp (die ich nicht zeitaktuell gelesen habe) und alarmierte eine andere Einstellerin, die an diesem Abend noch länger bleiben wollte. Diese sah aber dann später, dass Loisl ein "Häufchen" in sein Paddock legte und nahm das Ganze dann als nicht so dramatisch an. Am nächsten Tag ließ ich mich aber von genannter Erstbeobachterin so rebellisch machen, dass ich Loisl auch gegen seinen Willen in der Halle longierte bis er nicht mehr konnte und dann endlich (*Gott sei Dank*) kotete. Das Ergebnis dieser absolut übertriebenen Aktion war, dass Loisl dann gar nicht mehr aus seiner Box gehen wollte und nur noch herumhumpelte. Er lahmte bei jedem Schritt und bei jeder Drehung und wollte nicht mal mehr von der Box auf das Paddock hinausgehen. Allen die sahen wie jämmerlich sich Loisl bewegte, war nun das Unaussprechliche klar, - Loisl hatte Hufrehe. Auf www.wikipedia.de wird die Hufrehe in 4 Graden unterschieden, nach denen Loisl schon mindestens beim 3. Grad sein musste. Höchste Zeit für den Tierarzt!

Kaltblut ohne Eisen: Tierarzt im Notdienst

Die Tierklinik schickte am selben Tag noch einen Notdienst. Die Tierärztin ließ sich Loisl kurz vorstellen und die Symptome erzählen. Sie ging auch darauf ein, wie Loisl angegrast wurde und fand das eigentlich schon OK. Mitleidig sagte sie aber dann:

"Ich kann ihnen da nicht viel Hoffnung machen, das wird wohl Hufrehe sein!"

"Das kommt bei den Rassen mit dem starken Fettansatz am Mähnenkamm oft vor." Hatte Loisl also Hufrehe, eine Krankheit, die nie mehr ganz ausheilt und sogar tödlich enden kann? Ich wollte mich damit noch nicht abfinden. Bereitwillig half ich der Tierärztin die Beine zu röntgen. Sie hatte ein hochmodernes, transportables Röntgengerät dabei, das die Röntgenaufnahme drahtlos an das Röntgengerät zurückschickt und sofort auf einem großen Bildschirm anzeigt:

Röntgenbild linkes VorderbeinRötgenbild rechtes Vorderbein
Röntgenbilder Vorderbeine


Dann die erleichternde Botschaft: "Nein, Hufrehe ist das nicht!"

Oh Gott, mir fiel ein Stein vom Herzen... Keine Hufrehe! (vgl. mit echten Hufrehe-Röntgenbildern im www!) Was dann? "Sehen sie wie wenig Sohle der hat?" Das war´s also. Ich hatte mir so was gedacht. Vom Hufschmied zu kurz ausgeschnitten, von mir zu früh auf grobsteinigem Kies gefahren und wegen der "angeblichen Kolik" zu sehr belastet und jetzt...? "Der hat beidseitig eine heftige Hufprellung! Der arme, auch das tut ganz schön weh und kann sich bei Nichtbeachtung auch zu einer Hufrehe auswachsen." Na ja, es kann einen guten Monat dauern bis die Hufsohle wieder stabil genug ist und wir müssen ihn jetzt schonen und einpacken. Entzündungshemmende Medikamente (Flunidol 5% und Phenylbutariem) und beidseitige Schutzverbände werden schon helfen. Dazwischen viel kühlen mit kaltem Wasser! Die Tierärztin hat mir gleich noch gezeigt, wie so ein Schutzverband mit mindestens 4 Lagen Wattekompressen angelegt wird:

verbindenfertiger Verband
Schutzverband für die Sohle


Kaltblut ohne Eisen: Hufschuhe

Um zukünftig nicht doch wieder zum Beschlag greifen zu müssen, gab es nun nur noch eine Lösung: Hufschuhe! Die Suche im Internet war relativ kurz und eindeutig. Für einen Kaltblüter war der "Easyboot Epic" der richtige Hufschuh, - angeblich leicht anzuziehen und unverlierbar. Nachteil: Weit über 200,00 € für ein Paar. Aber das war ja schon mit 2 Hufbeschlägen wieder hereingeholt. An den Hinterhufen hatte Loisl ja keine Probleme, so dass ein Paar genügte. Genaues Maßnehmen ist allerdings eine Voraussetzung für den Einkauf tatsächlich passender Hufschuhe! Beim Easyboot Epic gibt es eine Tabelle in der über Hufbreite und Huflänge die richtige Größe ermittelt werden kann. Loisl braucht die Größe 6 und das ist immerhin die vorletzte Größe in der es diesen Hufschuh überhaupt gibt. Ein zusätzlicher "Gaiter", eine art Hilfsbandage, und ein Seilsystem das an alte Skibindungen erinnert, gibt zusätzliche Sicherheit, dass der Hufschuh auch in matschigem Gelände am Huf bleibt.

In der Tat war das Anziehen dann leichter als gedacht. Es gibt eine ausführliche Anleitung wie das genau funktioniert, schön bebildert, aber leider nur in Englisch. Loisl schaute aufmerksam zu was ich da mit seinen Vorderhufen machte. Er hob jedes Huf einmal an und testete wohl dabei das Gewicht. Dann scharrte er mit den Hufschuhen am Boden und fand sie scheinbar OK. Vorsichtig führte ich ihn die Stallgasse entlang und in die Reithalle. Das einzige Problem, das ich feststellen konnte war, dass er bei sehr engen Wendungen mit den Hufschuhen aneinanderstieß. Wir liefen eine ganze Weile in der Reithalle herum und danach zog ich ihm die Huschuhe genauso problemlos wieder aus. Wie sich die Hufschuhe im Trab und Galopp machen, werde ich demnächst berichten...

Easyboot EpicSeilsystem
Der Hufschuh "Easyboot Epic"






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