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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Sandsurfen - die neue Sportart

Schlitten
Man mag mich einen Pedanten oder einen kleinkarierten Ehrgeizling nennen, aber diesen Sommerurlaub habe ich fast nichts anderes gemacht als Loisl auszubilden. Ja, satte drei Wochen tägliche Übungseinheiten. An manchen Tagen sind wir sogar zwei mal zu Loisl raus - am Vormittag und am Nachmittag! Der Bursche ging aber immer bereitwillig mit und kam mir manchmal sogar von ganz alleine entgegen, um mit mir zu arbeiten. Wenn ich an dieser Stelle "mir" sage meine ich eigentlich "uns". Für die schon beschriebenen Vorübungen zum Fahren braucht man nämlich immer einen Helfer. Jeden Tag gab es eine Übungseinheit "Lenken" und an manchen Tagen noch eine Übungseinheit "Ziehen". Nachdem mir der Traktorreifen als Ballast doch etwas zu schwer erschien, bastelte ich aus einem Brett und einer Dachlatte eine Art Schlitten. Die Vorderkante habe ich mit der Stichsäge schräg abgeschnitten, so dass das Brett auf dem Sand glitt und sich nicht eingrub. An der quer angeschraubten Dachlatte habe ich zwei Seile mit Karabinerhaken befestigt, die ich direkt in die Strangstutzen einhaken konnte. Erst saß Julia noch auf dem Brett aber dann wurde sie immer mutiger und begann stehend auf dem Brett zu surfen. "Sandsurfen mit Pferd" oder "Sandjöring"? Auf jeden Fall eine ganz neue Sportart! Loisl machte es scheinbar riesigen Spaß. Ob ich das später auch mal schaffe und Loisl dabei stehend vom Brett aus lenken kann? Na ja - schau ma moi, na seng ma´s scho!

Sandsurfen im Sitzen

Erst noch im Sitzen...

Sandsurfen im Stehen

...dann schon im Stehen!

Zweispännige Lenkübung

Zweispännig fahren vom Boden
Ziehen funktionierte. - Lenken funktionierte. - Was sprach nun noch dagegen Loisl vor die Kutsche zu spannen? Ach ja, alleine konnte er das noch nicht und neben einem anderen Pferd zu gehen, hatten wir nur bei unseren beiden Ausflügen mit der Kutsche kurz probiert. Er war ganz gut hinterher gelaufen. Bei der letzten "Gewöhnungsfahrt" hatte ich versucht Loisl möglichst nah rechts neben Julinka zu buchsieren. Als er die Gabel mit der Hinterhand berührte, deichselte er heftig ab (Hinterhand von der Gabel weg). Beim zweiten Versuch ging es besser, aber nicht dauerhaft. Ich musste ihn also noch zweispännig vom Boden aus fahren. Wir legten Julinka und Loisl ein Zweispännergeschirr an und verbanden die beiden mit einem alten Führstrick an den Aufhalteringen des Brustblatts. Gela half mir dabei. Ich lief zuerst neben Loisl her - er vertraute mir am meisten. Beim Lenken half ich Loisl noch mit ein paar Stimmkomandos "Wist und Hot" nach. Julinka verstand das "Hot" als "Hop" und wollte gleich Gas geben. Gela bremste sie ein und die beiden liefen brav nebeneinander her. Als wir sahen, dass das ganz gut ging, ließ ich mich zurückfallen und übernahm die Leinen. Es war ein unglaubliches Gefühl diese beiden dicken Hintern vor mir zu haben, die sich ganz leicht und problemlos lenken ließen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass das leichter ging als Loisl alleine zu lenken. Alleine reagierte er einfach abrupter und eckiger. Voller Begeisterung trennten wir die beiden und schirrten ab. Beide hatten sich ein dickes Leckerli verdient. Ob das vor der Kutsche genauso gut gehen würde? Ich war gespannt!

Julinka und Loisl

Zweispännige Bodenarbeit

Vor der Kutsche!

Fast hätte es in meinem Urlaub nicht mehr geklappt, dann hatte Anja am letzten Abend doch noch Zeit. Mann war ich aufgeregt! Loisl vor der Kutsche!? Darauf hatte ich die ganzen drei Wochen hingarbeitet und nun war er da, der Tag der Wahrheit. Die Erreichung des ersten großen Ziels, nämlich aus Loisl ein Kutschpferd zu machen, stand bevor. Da es schon dunkel wurde, schirrte ich Julinka und Loisl eilig auf und brachte sie zur Kutsche. Beide blieben beim Anspannen ganz ruhig stehen. Gut dass sich meine Aufregung nicht auf Loisl übertragen hatte. Ich sicherte die Pferde und Anja spannte an. Vorsichtig setzte sie sich (ohne Helm - wie leichtsinnig!) auf den Kutschbock. Loisl interessierte sich dafür nur wenig. Nach ihrem "danke Ralf" ging ich zur Seite. Ich stellte mich neben Loisl und hatte zur Sicherheit einen Führstrick in die Postkandare eingehängt - als Notbremse ;-). Dann gab Anja das Kommando "Schiiiritt!" und, zu unser aller Erstaunen: Die beiden liefen gleichzeitig los! Ja sicher, es war klar zu erkennen, dass Loisl der aufgeregtere von den Beiden war. Er zog die Kutsche praktisch alleine. Julinka, die an die linke Position noch gar nicht so gewöhnt war, ließ den jüngeren Burschen gerne die ganze Arbeit machen. Bald sahen wir, dass das mit den Beiden recht gut ging. Ich hakte den Führstrick aus und lief vor der Kutsche her, - als Wegweiser sozusagen. Die beiden gingen so brav vor der Kutsche, als hätten sie das schon hundert mal gemacht. Die Fahrt war nicht lange. Als wir im Klingerhof zurück waren, spannte Anja die Beiden mit viel Lob aus und sie bekamen sofort Leckerlis. Dann geschah, was ich mir nicht zu träumen wagte: Anja gab mir die Hand und gratulierte mir zu der guten Vorarbeit und diesem tollen Pferd!!! Darauf kann ich mir wirklich etwas einbilden, denn Anja ist eine typische Anhängerin des bayrischen Mottos: "Ned gschimpft is gnua globt!" Ich war stolz, - auf mich und auf mein "Kutschpferd" Aloisius. Ich war happy, einen schöneren Abschluß meines Sommerurlaubs hätte ich mir kaum vorstellen können...

Erste Kutschfahrt am Abend

Am Abend dann: Die erste Kutschfahrt!




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