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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Reiten - Blaue Flecken vom Galopp

Endlich war Pfingsten und endlich hatte ich Urlaub. Der neue Kaltblutsattel lag schon bei mir zu Hause rum und ich war gespannt ihn auszuprobieren. Über die Pfingstferien fuhr ich also mit Julia nach Piding, um so viel Zeit wie möglich in Loisl´s weitere Reitausbildung zu stecken. Wie aber Jedermann leidvoll feststellen konnte, war das das verregnetste Frühjahr des Jahrhunderts. Trotzdem schafften wir es fast jeden Tag bei mehr oder weniger Feuchtigkeit ein paar Runden auf dem Reitplatz zu drehen. Der Kaltblutsattel passte tatsächlich auf Anhieb, er hatte im Internet schon viele positive Bewertungen erhalten. Es war mir einfach noch zu früh in einen teuren Profisattel zu investieren, der Bursche wächst sicher noch um einiges. Der PFIFF-Kaltblutsattel (Nummer 4509) wird im Internet zu extrem unterschiedlichen Preisen angeboten (von 170,- bis 429,- Euro). Die Bedienungsanleitung sagt, der Sattel sei einige male ohne Satteldecke zu benutzen und erst dann einzufetten und mit Satteldecke zu reiten. Genau so habe ich es gemacht. Und weil ich von natur aus ein praktisch denkender (fauler ;-) ) Mensch bin, habe ich mir noch gedrehte Steigbügel dazugekauft. Sie werden allgemein als Island-Steigbügel bezeichnet, - warum weiß ich auch nicht -, aber so hat das ständige Steigbügelgesuche ein Ende. Aufsitzen und reinschlüpfen, einfach traumhaft!

Slalom

Slalom im Trab geht schon relativ sicher


Slalom im Trab
Video: Slalom im Trab

Im Schritt und im Trab war Loisl eigentlich nichts mehr beizubringen. Er reagierte auf Zügelhilfen, auf Schenkeldruck und auf Gewichtsverlagerung. Und wäre ich total bewegungsunfähig gewesen, dann hätte er sogar auf "Wist" für Links und "Hot" für Rechts gehört. Am Anfang unserer gemeinsamen Reitversuche hatte Loisl oft furchtbar Gas gegeben und wäre mir wahrscheinlich im Galopp durchgegangen, wenn ich ihn nicht jedes mal eingebremst hätte. Irgendwann gab er daher diese Versuche auf und bot mir gar keinen Galopp mehr an. Das war eigentlich schade, wollte ich doch auch noch diese äußerst flotte Gangart mit ihm ausprobieren. Nun, während der Pfingstferien, sollte er das auf jeden Fall lernen. Ich versuchte ihn mehrmals im Trab weiter anzutreiben und ihn zum Galopp zu bewegen, aber er hatte scheinbar Angst. Mehr als ein noch schnellerer Trab war einfach nicht drin. Ich beschloss abzuwarten und ihn nicht mit Gewalt, also mit der Gerte, zu zwingen. Wenn nicht heute, dann eben morgen oder übermorgen ...

Zwischenzeitlich besorgte ich noch eine hübsche schwarze Satteldecke, passend zu Sattel und Zaumzeug. Und weil Loisl wieder mit seinem Sommerekzem zu kämpfen hatte, wurde der Bursche zwei mal komplett einshampooniert, sozusagen vom Schopf bis zum Schweif. Zur Reitstunde am Nachmittag glänzte sein Fell tiefdunkelbraunrostrot und seine Mähne stach hellweißgelb hervor. Der Sattelgurt ging mitsamt Satteldecke noch zu und passte in der Länge exakt zum Sattel. Ein echt toller Anblick. Neu motiviert und voller Elan ritten wir diverse Bahnfiguren und trabten sogar durch einen Slalom. Erstaunlich, wie gut Loisl schon das Gleichgewicht halten konnte und uns in den wechselnden Kurven des Slaloms ausbalancieren konnte. Julia war auch auf dem Reitplatz und trabte und galoppierte mit Milana an uns vorbei. Ich versuchte Loisl so zu lenken, dass er den Galopp von Milana sehen konnte. Pferde lernen von anderen Pferden viel mehr, als wir Menschen ihnen beibringen können. Ich reihte mich mit Loisl hinter Milana auf dem ersten Hufschlag ein und versuchte mit ihr schritt zu halten. Das funktionierte auch im Schritt und im Trab absolut einwandfrei. Sobald Milana jedoch zu galoppieren begann, blieben Loisl und ich zurück. Doch dann, als wir freie Bahn hatten und sowieso schon einen sehr schnellen Trab, brauchte es nur noch einen leichtes Antupfen mit der Gerte und Loisl galoppierte! Wundervoll, ich konnte den Galopp problemlos im Sattel aussitzen - weich, ja beinahe sanft flogen wir die lange Gerade des Reitplatzes entlang. Ein sanfter Zug am linken Zügel und eine leichte Gewichtsverlagerung nach links sollten Loisl dazu bewegen den Galopp in einem großen Linksbogen fortzusetzen. Aber da hatte ich Loisls Balancevermögen doch etwas überschätzt. In dem Tempo wollte der Bursche auf jeden Fall nicht um die Kurve, er zog gegen den Zügel nach rechts und bremste radikal ab. Ich stand mit meinem vollen Gewicht im linken Steigbügel und hätte die Situation auch sicher ausgesessen, wenn die Satteldecke nicht mitsamt Sattel nach links nachgegeben hätte und seitlich auf Loisls Bauch gerutscht wäre. Jetzt war mein Steigbügel weg - und ich natürlich auch: Dumpf schlug ich auf dem Boden auf. Der erste Kontrollblick galt dem Pferd. Loisl zerrte noch erschrocken am Zügel aber ich hielt diesen fest; dann checkte ich meine Knochen ab: Rücken OK, Beine OK, Arme OK - Glück gehabt! Ich hatte Helm und Schutzweste an, denn mir war schon klar, dass so etwas beim Anreiten eines jungen Pferdes passieren kann. Unterhalb der Schutzweste, also am letzten Wirbel und dem Steißbein spürte ich eine mächtige Prellung. Und um es gleich vorwegzunehmen, ich spüre es jetzt, nach 5 Tagen, immer noch! Aber in dem Moment musste ich die Zähne zusammenbeißen. Ich öffnete den wirklich fest verschlossenen Bauchgurt, um den Sattel wieder auf seinen Platz zurückzuschieben und verschnallte ihn erneut. Dann ging ich mit Loisl zur Aufstiegshilfe und setzte mich sofort wieder auf ihn. Jetzt nur nicht aufhören, das war mir klar. Wir ritten noch eine Weile Schritt und Trab und ich lobte Loisl ausgiebig bevor ich ihn in den Offenstall entließ.

Schadensanalyse

Später folgte die Schadensanalyse. Was war da eigentlich passiert? Ich würde sagen, eine Verkettung unglücklicher Umstände! Und das waren: Der erste Galopp mit einem unsicheren und noch nicht ausbalancierten Pferd, meine Überschätzung von Loisl´s Fähigkeiten, ein frisch glänzendes und daher extrem rutschiges Fell, und eine ebenso rutschige weil nagelneue Satteldecke! Was mir zugute kam waren meine Schutzausrüstung, bestehend aus Schutzweste und Helm und die gedrehten Steigbügel aus denen ich problemlos herausgerutscht war. Was ich gelernt habe dabei: "Immer langsam mit den jungen Pferden" ist kein dummes Sprichwort, sondern ein realer Erfahrungsbericht ;-) und dass ein Sturz vom Pferd nicht immer ein Weltuntergang sein muß, sondern wie in diesem Fall, auch mal nur mit ein paar blauen Flecken ausgehen kann.



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