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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Ausreiten - Erster Ausritt in´s Gelände

Es war mitte Oktober und Petrus meinte es gut mit uns, er schenkte uns einen wunderschönen, sonnigen Herbsttag. Ich hatte mich mit Heide zum Reiten auf dem Reitplatz des Klingerhofs verabredet, um ein bisschen "rumzuhoppeln". Wir hatten keinen besonderen Anspruch an diesen Reittag und wurden durch die folgenden Ereignisse um so stärker überrascht. Da dem alten Warmblut Ben ein Hufeisen fehlte, musste Heide auf die Haflingerstute Milana ausweichen. Auch eine Bekannte von Anja war da und wollte mal auf einem Kaltblut ausreiten. Anja gab ihr aufgrund ihrer reiterischen Erfahrung den äußerst flotten Ferdinand, den Chef der kleinen Herde. Als Heide und ich schon auf dem Reitplatz unterwegs waren, sattelte auch Anja ein Pferd, um mit ihrer Bekannten mitzureiten. Heide und ich hatten schon etliche Runden auf dem Reitplatz gedreht als Anja fragte: "Kemts ihr mit?" Heide und ich waren ob dieser Frage erst mal sprachlos. Nach einer kurzen Denkpause kam von Heide ein, "Ja, aber i konn ned mit eich mitgaloppieren!", und von mir "Da Loisl war doch noch nie draussen!". Anja entkräftete aber alle Argumente mit einem "Tja, schau ma moi wia weit ma kemma!" und so war es beschlossen: Wir reiten aus!

Anja buchsierte die brave Julinka so an das Reitplatztor, dass sie uns selbiges aufhalten konnte und wir durchreiten konnten. Dann ging es hinaus aus dem Klingerhof. Voraus Anja´s Bekannte auf Ferdinand, dann Heide, dann ich und hinten dran Anja. Mir schien, sie wollte Loisl lieber im Blick haben, um festzustellen wie er mit dieser neuen Situation klar kam. Tatsache war, dass sich Loisl verhielt, als wäre er schon hundert mal ausgeritten. Brav trottete er hinter der aufgeregten Heide auf Milana her. Ein bisschen gespannt war ich schon auf Loisls Verhalten, hatte aber keine Angst größere Probleme mit ihm zu haben. In der Tat waren die Probleme eher bei Ferdinand, denn Anja´s Bekannte hatte große Mühe den agilen Burschen zu bändigen, was dazu führte, dass die beiden ihre Pferde tauschten. Nun ritt Anja auf Ferdinand voraus und trabte ein gutes Stück auf dem Feldweg entlang der Autobahn. Diese Strecke war Loisl bekannt. Schon mehrmals war er zweispännig mit Julinka vor der Kutsche diesen Weg gegangen. Dann, kurz nach der kleinen Ortschaft "Jechling", bog Anja links in Richtung Wald ab. Jetzt wurde mir doch etwas mulmig zu mute. Loisl war schließlich noch nie in einem Wald unter Bäumen und in raschelndem Laub unterwegs. Wie sollte ich mich verhalten wenn der Bursche austickte? Umdrehen und alleine zurückreiten? - Unmöglich! - Oder ihn mit Gewalt zu seinem Glück zwingen... ? Ich war gespannt und griff vor dem Wald die Zügel etwas kürzer. Und auch wenn ich jetzt gerne etwas spektakuläres berichten würde, es passierte nichts! Wirklich nichts! Loisl trottete absolut unbeeindruckt in den teilweise recht finsteren Wald und auch über den raschelnden Blätterteppich. So lange die anderen Pferde das als ungefährlich betrachteten, war das auch für ihn in Ordnung.
Brücke
Dann wurde es spannend: Ein kleines Bächlein, oder besser gesagt ein Rinnsal, wurde durch eine schmale Holzbrücke überspannt. Die beiden Seitengeländer waren gerade mal so weit auseinander, dass man mit den Füßen in den Steigbügeln durchreiten konnte. Das Unangenehme war aber, dass man zwischen den Bodenbrettern der Brücke hindurch nach unten sehen konnte, ähnlich einem Viehgitter, und da laufen weder Kühe noch Pferde freiwillig drüber. Ferdinand und Milana kannten das Brücklein und gingen ohne Scheu laut polternd darüber. Nun war Loisl an der Reihe. Ich ermutigte ihn mit einem: "Und komm, is guuut!" Er riss mir die Zügel aus der Hand (ich ließ das geschehen) und senkte den Kopf bis zum Boden. Ganz leise, man hörte seine Hufe kaum, schlich er Schritt für Schritt, vorsichtig schnuppernd über die Brücke. Drüben angekommen, hob er den Kopf wieder und trottete unbeeindruckt den anderen hinterher. War er sich nicht sicher ob uns die Brücke aushalten würde oder wollte er nur besser zwischen den Ritzen durchschaun? Ein für mich unerklärliches Verhalten, aber es hat funktioniert. "Braver Burschi!" Auch die beiden schmalen Schwingtüren, die auf dem Wanderweg am Waldrand als Viehsperren dienten, waren kein Ploblem für ihn. Allerdings war der Bursche nach dem zweistündigen Ausritt ganz schön KO. Naßgeschwitzt und mit gesenktem Kopf kam er am Klingerhof wieder an und hatte nun einiges zu verarbeiten. Dass dieser erste Ausritt so erfolgreich verlaufen würde, hatte selbst Anja nicht gedacht. Sie musste mir mal wieder zu meinem Pferdchen gratulieren: "Der vertraut dir absolut! Der hot noch koane schlechten Erfahrungen g´macht! Wenn du sogst des passt, dann passt des für eam; erst recht, wenn andere Pferdl dabei san!" Ich musste das so stehen lassen. Es war wirklich ein großer Vertrauensbeweis, dass Loisl diesen Ausflug in eine, für ihn vollkommen neue Welt, so brav mit mir absolvierte. - Ich war stolz. - Hoffentlich hält der Herbst noch ein paar schöne Tage für Ausritte bereit!

erster Ausritt

Erster Ausritt




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