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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Loisl´s Kumtgeschirr

Wenn man im Internet ein bisschen rumschaut, findet man schon das ein oder andere Kumtgeschirr, aber zu Preisen, dass einem alles vergeht. Auf Ebay zum Beispiel gibt es hin und wieder ein schönes gebrauchtes Kumt, aber beim zugehörigen Geschirr dem sogenannten "Überwurf" oder zu Hochdeutsch "Lanken" ist es dann schon vorbei. Warum gibt es so viele Kumte (auch Kummt oder Kummet) aber so wenige Geschirre dazu? Weil die Geschirre weggeworfen werden und die Kumte mit Spiegeln versehen an die Wand gehängt werden. Na ja, wem´s gefällt. Ich wollte nicht viel ausgeben, da ich ja noch nicht wusste, ob Loisl mit einem Kumt zurecht kommen würde. Eines Tages fand ich dann ein komplettes Kumtgeschirr, also inklusive Überwurf, und zwar ein uraltes, 100 Jahre mindestens, richtig "antik" sozusagen. Ich habe es auf Ebay für lächerliche 70 Euro ersteigert, musste es aber selbst in der Nähe von Augsburg abholen. Die Maße, die es für Loisls Hals mindestens haben musste, hatte ich schon vorher mit dem Meterstab gemessen. Die Angaben des Verkäufers waren relativ ungenau und als ich es Loisl anprobieren wollte, war ich schon dabei aufzugeben, weil es nicht über Loisls Kopf ging. Dann erinnerte mich Hr. Faber daran, dass ich es verkehrt herum über den Kopf ziehen und dann am Hals erst drehen musste. Das ging sehr schwer, fast tat mir Loisl schon leid, aber er macht einfach alles mit was ich mit ihm mache. Als wir das Kumt in Position hatten, glaubte ich es nie mehr runter zu bekommen. Der Überwurf mit den Zugsträngen aus Hanfseil hat dagegen perfekt gepasst. Die Strangstutzen werden am Kumt eingehängt, so dass dieses auch bei gesenktem Kopf nicht herunterrutschen kann. Ich ging gleich mit Loisl und seinem "neuen" 100-jährigen Kumtgeschirr spazieren. Die Leinenaugen und die Kumtkette klapperten und so ein Kumt ist ja auch nicht gerade leicht, aber Loisl fand das alles OK. Ich habe ihn immer wieder gelobt und dann ist für ihn alles in Ordnung, egal was ich mit ihm mache. Das Runternehmen des Kumts war dann noch mal eine ganz schöne Quälerei, aber Loisl ließ es brav über sich ergehen. Zu hause habe ich dann gesehen, dass ich das Kumt aufweiten kann. Es ist jetzt gut 5 cm breiter als beim ersten Versuch und müsste nun viel besser anzuziehen sein. Nach einer intensiven Behandlung mit Lederfett sieht es auch wieder echt urig aus. Jetzt kommt noch ein Ortscheid und eine Kette dran und dann suchen wir uns einen Baumstamm oder einen Schlitten zum Ziehen! So sieht mein Kaltblut richtig "historisch" aus ;-) !

Historisches Kumtgeschirr

Historisches Kumtgeschirr zum Holzrücken


Kumtgeschirr aus Ebay

...für 70€ aus Ebay


Das Schellenband

Schellenband Passend zum Kumt habe ich ein ledernes Schellenband erstanden. Genauso wie mein Sattel, ist es von der Firma Pfiff und war auf Ebay im Preis heruntergesetzt. Mit der gleichen Gelassenheit wie das Kumt, hat Loisl sein erstes Reiten mit dem neuen Schellenband am Hals hingenommen. Erst war Julia noch ganz vorsichtig geritten, weil wir glaubten, Loisl würde sich vor dem hellen Klingeln der Schellen erschrecken. Nein, weit gefehlt, selbst im Trab sah es so aus, als ob er von den Schellen gar nichts bemerken würde.
Immer wenn Loisl wusste und sah woher ein fremdes Geräusch kam, hatte er keine Angst davor. Problematisch waren nur die Geräusche für ihn, die er nicht zuordnen konnte.

Schellenband

Erstes Reiten mit dem Schellenband


Ziehen mit dem Kumt

Während der großen Ferien hatten Julia und ich endlich mal Zeit Loisl das Kumt aufzulegen und ihm etwas Gewicht hinten dranzuhängen. Das Anlegen des Kumts geht jetzt relativ gut, weil ich einen Seilspanner eingebaut habe, mit dem man das Kumt zum Anziehen aufweiten kann. Sobald es über den Kopf gezogen und gedreht ist (man zieht das Kumt ja mit der breiten Seite nach oben an), kann man den Seilspanner wieder zudrehen und das Kumt passt wie angegossen. Erst ließen wir Loisl nur mit Kumt und Überwurf laufen. Brav gehorchte er meinem Einwirken mit den Leinen. Dann hingen wir ein Zugscheit und eine Zugkette hinten dran, so wie Loisl das vom Holzrücken ja gewohnt war, nur dass er damals ein Brustblattgeschirr anhatte. Aber auch damit hatte Loisl keine Probleme. Er zog das ganze Gepäck sogar über einen am Boden liegenden Balken. Nun waren wir so weit, das selbst gebastelte Zugbrett an die Kette zu hängen. Nicht nur, dass Loisl das brav über den Sandplatz zog, nein, er zog sogar noch Julia, die dabei auf dem Brett stand. Der Nachbar mit seinen 4 Percherons hatte uns im Vorbeifahren vor dieser Aktion gewarnt: "Da könnte es rund gehen", meinte er aus dem heruntergekurbelten Fenster des Autos heraus. Nein-nein, das war Loisl doch schon aus Piding gewohnt. "Sandsurfen" war nichts Neues für ihn. Nur das Geschirr war ein anderes. Herr Faber beobachtete uns von Weitem und ich glaube, er hat uns sogar ein bisschen bewundert. Vielleicht weniger uns als vielmehr Loisl, der das alles mit einer stoischen Gelassenheit über sich ergehen ließ. Das ist halt doch etwas ganz Anderes als man es auf diesem Hof mit seinen Warmblütern und Ponys gewohnt ist. Beim nächsten Mal können wir Loisl den großen Traktorreifen ziehen lassen und beim übernächsten Mal einen schönen großen Baumstamm...

Ziehen mit dem Kumtgeschirr

Erstes Ziehen mit dem Kumtgeschirr


Am nächsten Tag war der große Reifen dran, den uns Herr Faber angeboten hatte, aber auch damit hatte Loisl kein Problem. Der Reifen war so schwer, dass ich ihn nicht zum Sandplatz ziehen konnte. Kurzerhand ließ ich Loisl den Reifen selbst auf den Sandplatz ziehen. Das war zwar sehr laut, weil wir über den groben Kies mussten, aber Loisl wusste ja woher das Geräusch kam. Wie man auf dem Foto sehr schön sieht, war der Zugstrang vom Kumt bis zum Zugscheit nun doch eine gerade Linie und Loisl schien das ganz gut zu gefallen. Ohne irgendeine Hilfestellung zog er den Reifen Runde um Runde. Ich denke das war´s - an das Kumtgeschirr hat er sich jetzt gewöhnt! Mission erfolgreich abgeschlossen. Jetzt ist ein Baumstamm dran, dann können wir beim nächsten Hoffest eine kleine Kaltblut-Vorführung zum Thema "Holzrücken" machen...

Reifen ziehen mit dem Kumtgeschirr

Der Reifen hat ein ganz schönes Gewicht


Im Herbst sollte meine Bekannte dann für die Weihnachtsfeier üben. Da sollte Loisl nämlich einen Baumstamm durch die Halle ziehen und so bei einem kleinen Rasseportrait die "Stärken eines Kaltblutes" zeigen. So ging es auf dem Magdalenenhof mit klapperndem Kumt und klingendem Schellenband schon im Herbst richtig weihnachtlich zu!



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