• www.TEZ.de - Tierischer Erzengel •

ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Kastration - Loisl wird zum Wallach



Von Anfang an war klar, dass ich ein Reit- und Fahrpferd wollte und keinen Zuchthengst (auch wenn sich das die Mitbieter auf der Auktion gewünscht hätten). Das wäre auch mit der Haltungsform auf dem Klingerhof nicht vereinbar. Die Herde ist Tag und Nacht zusammen und alle paar Tage ist eine Stute rossig. Wäre ein Hengst in der Herde, würde der Reitbetrieb aufgrund ständig tragender Stuten zum erliegen kommen; - das geht also nicht! Mein Pferd aber alleine in eine Box zu sperren, kam für mich absolut nicht in Frage. Die Lösung hieß "Kastration". Loisl sollte also zum Wallach werden. Ganz zu schweigen davon, dass die Herdenhaltung dann kein Problem mehr darstellt, ist ein Wallach einfach auch viel einfacher zu "handeln" (= handhaben). Oft sehe ich die Nachbarn des Klingerhofs mit ihrem Hengst vorbeifahren, der aufgrund des Geruchs der Stuten laut wiehernd und sehr unruhig vor der Kutsche tänzelt und nur schwer in Zaum zu halten ist. Das kann nicht nur auf der Kutsche, sondern speziell auch für einen Reiter sehr gefährlich werden.


Eine blutige OP

So wurde also ein Termin mit dem Tierarzt vereinbart, der auch gleich Loisls Kumpel, den "warmen Haflinger" Ramazzotti, kastrieren sollte. Die Operation fand unter Vollnarkose auf sauberem Heu in der Bergehalle des Klingerhofs statt. Loisl, der als Erster dran war, war sehr aufgeregt. Irgendwie war es ihm wohl unheimlich, dass sich plötzlich so viele Menschen nur um ihn kümmerten. Ich konnte ihn kaum unter Kontrolle halten. Als dann die Narkosespritze zu wirken begann, fiel er ins weiche Heu und wurde gleich mit Hilfe von Autoreifen auf dem Rücken liegend fixiert. Wer kein Blut sehen kann, sollte sich die Fotos lieber nicht so genau anschaun! Nach Rasur und Desinfektion ging´s los. Der erste Schnitt mit dem Skalpell hat mich wahrscheinlich mehr geschmerzt als den tief schlafenden Loisl. Oft hatte ich als Kind beim benachbarten Metzger das Schlachten verschiedenster Tiere beobachtet. Es war für mich ein natürlicher Vorgang und ich fühlte mich diesbezüglich als "abgehärtet". Aber jetzt ging es um ein lebendiges Tier, und zwar um meines! - Ja, ich muß es zugeben: Ich beobachtete zwar die ganze Operation, aber mir war sehr, sehr flau im Magen. Als dann noch Witzchen gemacht wurden wie "So, für das Mittagessen ist gesorgt", hat´s mir wirklich gereicht...
Außer der kompletten Entnahme der Hoden, wie sie hier durchgeführt wurde, gibt es wohl noch eine etwas unblutigere Methode, bei der nur die Samenstränge abgeklemmt werden. Ich bin da aber kein Spezialist und kenne die Details nicht. Unsere Methode war auf jeden Fall die sicherere, allerdings auch die teurere. Als die Operationsöffnung wieder zugenäht und mit einem silberfarbenen Spray versiegelt war, wurden auch gleich noch die Wolfszähne entfernt; - nachdem er nun schon mal in Narkose lag, war das der optimale Zeitpunkt. Nun war Loisl fertig. Es dauerte noch eine Weile bis er etwas zu sich kam. Natürlich wollte er sofort aufstehen, obwohl er sich damit noch sehr schwer tat. Wir versuchten ihn soweit möglich zu stützen und mussten dazu am Schweif gegenhalten, was das Tier etwas stabilisiert. Vorsichtig führten wir ihn so Schritt für Schritt zurück zum Freilauf, während der "OP-Saal" für Ramazzotti vorbereitet wurde. Wir stellten Loisl noch nicht zur Herde, sondern banden ihn am abgesperrten Sattelplatz an und gaben ihm etwas Heu und Wasser. Er bot einen wirklich jämmerlichen Anblick. Breitbeinig und blutverschmiert stand er mit gesenktem Kopf da und blutete sogar noch aus dem Maul. Ganz langsam wurde er wacher und lebendiger. Wir streichelten und trösteten ihn. Und ehrlich gesagt, hatte ich schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Das alles hatte er ja nur durchgemacht, um mir als gehorsames Reit- und Fahrpferd zur Verfügung zu stehen. Aber bald ging es Loisl wieder besser. Während er sein Heu fraß, kam auch schon Ramazzotti von seinem Eingriff zurück und war im Vergleich zu Loisl erstaunlich munter. In den folgenden Tagen kontrollierte ich regelmäßig die Wunde. Alles verheilte zur absoluten Zufriedenheit des Tierarztes und mir. Die Hoffnung jedoch, dass Loisl durch die Kastration auch etwas ruhiger und folgsamer werden würde, erfüllte sich erst mal nicht.



WEITERLESEN





www.tez.de | Tierischer ErZengel | Aloisius - vom Fohlen zum Reitpferd
www.tez.de | Tierischer ErZengel | Aloisius - vom Fohlen zum Reitpferd