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ALOISIUS - vom Fohlen zum Reitpferd

Putzen - ein Fiasko

Loisl geht brav mit
Der Züchter hatte gute Vorarbeit geleistet, daher ließ sich Loisl gut anfassen. Es gab keine Stelle bei ihm, die man nicht berühren durfte. Gleich zwei Tage nach der Auktion wollte ich ihn das erste mal putzen. Die Angelegenheit war etwas problematisch, da Loisl und Ramazzotti ja noch extra auf einer eigenen Weide standen. Ich wollte Loisl nicht durch den Offenstall der Herde zum Putzplatz bringen, da hätte es leicht Rangeleien geben können, da die anderen Pferde Loisl ja noch nicht kannten. Außerdem wäre Ramazzotti dann alleine auf der Weide gestanden und hätte als anerkannter "Ausbrecherkönig des Klingerhofs" evtl. die tollsten Sachen veranstaltet um zur Herde zu kommen. Also entschloss ich mich Loisl auf der Weide zu putzen. Ich legte ihm sein Halfter an und band ihn an einer schweren Walze (irgend ein landwirtschaftliches Gerät) fest, das am hinteren Ende der Weide stand. Erst ging das auch ganz gut, aber dann wurde die Herde auf die daneben liegende Weide gelassen und Ramazzotti begann am Zaun auf und ab zu galoppieren. Diese Unruhe übertrug sich sofort auf Loisl und an ein sinnvolles Putzen war nicht mehr zu denken. Loisl versuchte sich mit aller Kraft loszureißen und machte riesige Bocksprünge. Sollte ich ihn jetzt losmachen und das Putzen einfach aufgeben? Würde er das dann jedes mal erwarten? Nein, so einfach wollte ich es mir nicht machen. Als Wolfgang sah, dass ich beim Putzen nicht mehr klar kam, rief er mir aus der Ferne zu, ich solle ihm ordentlich eine draufhaun und von Anfang an klarstellen, wer der Boss ist. Das wollte ich nicht. Gestern noch versuchen Vertrauen aufzubauen und heute draufhaun? Nein, ich beschloss ihn zu ignorieren und mit dem Putzen so gut es ging weiterzumachen. Übrigens, nach dieser Aktion entschloss ich mich, mir Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen zu kaufen! Es war nicht einfach, aber ich musste ihm zeigen, dass es hier nicht nach seinem Kopf gehen konnte. Allmählich hörte das Rumtoben auf und er zog konstant rückwärts, mit aller Zugkraft, die er nur aufbringen konnte. Gut dass ich einen stabilen Führstrick hatte. Ich putzte ihn zu ende und ließ ihn dann mit einem Lob frei. Sofort trabte er widerwillig den Kopf schüttelnd zu Ramazzotti. Mir war klar, dass das eine Ausnahmesituation war und es beim nächsten mal bestimmt besser werden würde.


Putzen - aber richtig!

Warum sollte ich eigentlich ein Pferd putzen, das auf der Weide steht und gar nicht geritten wird? Wildpferde werden doch auch nicht geputzt. Tja, wie ich schon gelernt hatte, hat das Putzen mehrere wichtige Aspekte:

• Das Pferd wird sauber. Zwischen Sattel oder Fahrgeschirr und Pferdehaut befindet sich kein Schmutz mehr, der das Pferd aufreiben könnte und es sieht halt einfach besser aus.

• Das Pferd erhält eine Massage und wird z.B. durch das Hufeaufheben sogar etwas gymnastiziert. Das tut jedem Sportler gut, der in Kürze Höchstleistungen erbringen muß.

• Das Pferd baut Vertrauen zum Putzer, der ja meist auch der Reiter oder Fahrer ist, auf. Es checkt die Persönlichkeit dabei genau ab und weiß, was es sich leisten kann und was nicht. Daher, bitte nicht zaghaft putzen!

• Oft vergessen: Bei gewissenhaftem Putzen sollte man an jede Stelle des Pferds kommen und kann somit eventuelle Verletzungen oder schmerzende Stellen finden!

Über die Reihenfolge beim Putzen kann man sich streiten. Tatsache ist, dass ein Pferd, das einen schmerzenden Stein im Huf hat, nicht ruhig stehen bleibt. Ich fange deshalb immer mit den Hufen an. Zusätzlicher Vorteil: Sind die Hufe verkotet und feucht, so haben sie während dem weiteren Putzen genug Zeit um abzutrocknen. Also los, Hufkratzer in die eine Hand, andere Hand am Pferdebein hinabgleiten lassen und Huf nach einem lauten "gib Fuß" hochheben. Nein, eigentlich eher "entgegennehmen", mit dem Hochheben eines Kaltbluthufs gegen den Willen des Pferdes, dürfte man leichte Probleme haben ;-) . Dann folgt die Fellpflege. Mit einem Gummistriegel den Schmutz in kreisenden Bewegungen aus dem Fell lösen und im zweiten Durchgang mit der Kardätsche abnehmen. Aber nur bis zum Karpalgelenk (Vorderfußwurzelgelenk) vorne bzw. zum Sprunggelenk hinten. Bei verkrustetem Fell kann man mit einem Federstriegel vorsichtig vorreinigen. Als Nächstes folgen die Beine vom Karpalgelenk bzw. Sprunggelenk abwärts inklusive dem Huf, wozu ich eine Wurzelbürste verwende. Sind die Hufe (äußere Hufwand) sehr schmutzig dann spritze ich sie vorher ab oder verwende die Bürste des Hufkratzers. Für Mähne und Schweif verwende ich eine grobe Haarbürste, mit einem Mähnenkamm komme ich nicht klar, da bleibe ich prinzipiell hängen. Und für Gesicht und Außenohren habe ich eine extra weiche, kleine Handbürste. Dann noch zwei Schwämme zum Waschen (Körperschwamm und After-/Genitalschwamm) und schon ist mein Putzkasten komplett. Im Schrank habe ich natürlich noch Insektenschutzmittel, Shampoo und Huffett mit Pinsel für die Hufpflege.

Putzkasten mit Mindestausstattung

Putzkasten mit Mindestausstattung



Waschen - ist das nötig?

Loisl ist mittlerweile 4 Jahre alt und wir mussten wegen seinem Sommerekzem vom Offenstall in eine Box umziehen. Was mir schon nach kurzer Zeit auffiel war, dass er bei weitem nicht mehr so schmutzig wie früher ist. Selbst wenn er tagsüber mal auf der Weide war, oder sich bei Schlechtwetter in der Reithalle gewälzt hat, ist sein Fell weniger verdreckt als im Offenstall. Natürlich trägt auch das dreimalige Ausmisten pro Tag dazu bei. Trotzdem sammelt sich der Schmutz mit der Zeit und das Fell wird durch starkes Schwitzen stumpf und struppig. Im Sommer musste ich Loisl im Offenstall jede Woche waschen. Jetzt, in der Boxenhaltung reicht es alle 3 Wochen. Für Loisl, oder besser gesagt für Pferde allgemein, ist das Abduschen ein riesiger Spass. Loisl will dabei immer den Schlauch ins Maul nehmen und saufen. Was er gar nicht mag, ist Wasser auf dem Kopf oder in der Nähe der Ohren, denn Wasser in den Ohren kann den Gleichgewichtssinn bei Pferden extrem stören. Mit den zwei oben genannten Schwämmen und einem speziellen Teebaumshampoo wird der Bursche von oben bis unten einshampooniert und wieder abgespritzt. Mähne und Schweif werden, wie lange Menschenhaare auch, mit der Hand einshampooniert. Dann das Shampoo ordentlich ausspülen und möglichst gleich mit der Bürste durchgehen. Schließlich das ganze Pferd mit einem Schweissmesser abziehen. Unglaublich wie hell Loisls Langhaar nach so einer Wäsche wieder leuchtet. Ich wasche Loisl nur, wenn es mindestens 20°C warm ist und gehe danach mit ihm in die Sonne zum Trocknen. Speziell für Loisl hat das Waschen noch einen immensen Vorteil: Die Insekten gehen nicht mehr so an ihn ran, und das ist für einen Ekzemer schon extrem wichtig. Bisher konnte ich aber keinen Unterschied zwischen dem Teebaumshampoo und normalem (Menschen-)Shampoo feststellen, fraglich ob es sich überhaupt lohnt das teure Teebaumshampoo zu kaufen?

Einen ganz speziellen Tipp habe ich im Internet gefunden: Waschen mit Geschirrspülmittel mit Zitronenduft. Das spart viel Geld und hält die lästigen Insekten auch etwas auf Abstand. Schädlich kann das ja nicht sein, da Hausfrauen/männer da täglich ihre Hände drin baden und wir die Reste auf dem Geschirr sogar mitessen. In den meisten Geschirrspülmitteln sind sogar hautpflegende Substanzen enthalten, die die Haut etwas rückfetten. Das perfekte Langhaar-Waschmittel für Pferde also!

Waschen am Waschplatz

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